Untersuchung des Halses
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/inspektion2-TAMUK.png)
Achten Sie bei Ihrer Inspektion auf:
– Symmetrie, Konturen, Narben
– Stellung der Halswirbelsäule
– Muskeltonus
– Stauung der Vv. jugulares (Bild 3), sichtbare Pulsation der Aa. carotides
– Lymphknotenschwellungen (Bild 4), Speicheldrüsenschwellungen
– Schilddrüse (Bild 2, siehe Unterkapitel Schilddrüse)
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2023/03/inspektion_hals_wikicommons_neuesLogo.png)
Befunde Hals: [1] Normalbefund, [2] Struma (Kropf), [3] Gestaute V. jugularis, [4] Zervikale Lymphadenopathie
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/icon_palpation.png)
Lymphknoten
Reihenfolge: okzipital, nuchal, retroaurikulär, präaurikulär, submandibulär, submental, zervikal (vor und hinter M. sternocleidomastoideus), supraclaviculär, infraclaviculär
Technik: Bewegen Sie die Haut mit den Fingerbeeren von Zeige- und Mittelfinger in kreisenden Bewegungen.
→ Größe, Form, Konsistenz (weich, verhärtet), Abgrenzbarkeit gegenüber der Umgebung
→ Unterscheidung entzündlich (dolent, weich, gut verschieblich) vs. maligne (indolent, derb, schlecht verschieblich)
Speicheldrüsen
Palpieren Sie auf beiden Seiten die Glandula parotidea und Glandula submandibularis:
→ Druckschmerz, Konsistenz, tastbare Verhärtungen, Schwellung, Asymmetrie
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/icon_dokumentation.png)
Normalbefund
“Hals symmetrisch, keine Narben. Keine Stauung der Vv. jugulares, keine sichtbare Pulsation der A. carotis. Schilddrüse nicht vergrößert. Speicheldrüsen indolent und weich. Lymphknoten nicht vergrößert palpabel; verschieblich; weiche, homogene Konsistenz; kein Druckschmerz.”
Pathologischer Befund
Inspektion
– “Beidseitige Stauung der Vv. jugulares.” → Hinweis auf Rechtsherzinsuffizienz
– “Narbe im Bereich X bei Zustand nach z.B. Thyreoidektomie”
Speicheldrüsen
– “Papille des Ductus parotideus prominent und gerötet. Speicheldrüsen geschwollen und druckdolent. Zähflüssiger und putrider/fauliger Speichel mit Blutbeimischungen.” → Hinweis auf eine Sialadenitis
Lymphknoten
– “Die okzipitalen / nuchalen / retro-/ präurikulären / submentalen / submandibulären / zervikalen / supra-/ infraklavikulären Lymphknoten waren schmerzhaft vergößert und überwärmt, weich palpabel und gut gegen die Haut verschieblich.” → Hinweis auf einen Infekt
Entzündlich | Maligne | |
Größe | > 1cm | < 1cm |
Konsistenz | weich | derb |
Druckdolenz | ja, evtl. mit Rötung und Überwärmung | nein |
Verschieblichkeit | ja | nein |
Entstehungsdauer | wenige Tage | über Wochen |
Untersuchung der Schilddrüse
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/inspektion2-TAMUK.png)
Inspektion: Ist bei normaler Kopfhaltung und in Reklination eine Vergrößerung oder Asymmetrie sichtbar?
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2023/03/inspektion_hals_wikicommons_neuesLogo.png)
Befunde – Hals: [1] Normalbefund, [2] Struma (Kropf), [3] Gestaute V. jugularis, [4] Zervikale Lymphadenopathie
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/icon_palpation.png)
Palpation: Palpieren Sie die Schilddrüse mit dem zweiten bis vierten Finger beider Hände von dorsal auf Höhe des Schild-/Ringknorpels. Ihre Daumen ruhen im Nacken des*der Patient*in. Bitten Sie den*die Patient*in zu schlucken.
→ Größe, Konsistenz (weich, hart, knotig), Druckschmerzhaftigkeit, Verschieblichkeit gegen die Umgebung und beim Schlucken (während des Schluckaktes verschiebt sich die Schilddrüse nach kranial, bei Malignität kann dies eingeschränkt sein).
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2023/03/Schilddruese_Palpation_zugeschnitten-1024x609.jpg)
Beschreibung von Tastbefunden anhand von
– Größe
– Form
– Lokalisation
– Konsistenz
– Verschieblichkeit
– Druckdolenz
WHO Struma Klassifikation
Sie hilft der standardisierten Beschreibung von Strumen.
Grad | Befund |
0 | Vergrößerung nur sonografisch sichtbar |
1 | 1a Vergrößerung tastbar und bei Reklination nicht sichtbar 1b Vergrößerung tastbar und nur bei Reklination sichtbar |
2 | tast – und sichtbar in Neutralstellung des Kopfes |
3 | symptomatisch mit Atemnot und Schluckstörung |
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/icon_dokumentation.png)
Normalbefund
“Schilddrüse nicht vergrößert tastbar, Konsistenz weich und homogen, schluckverschieblich nach kranial. Kein Stridor, keine Strömungsgeräusche.”
Pathologische Befunde
– “Schilddrüse ist bereits in Neutralstellung / bei rekliniertem Kopf vergrößert sichtbar (WHO Grad X)” → Hinweis auf Struma
– “Schilddrüse ist einseitig / generalisiert vergrößert tastbar” → Hinweis auf Struma
– “Unregelmäßige, derbe Konsistenz, bei nicht schluckverschieblicher Schilddrüse” → Hinweis auf Tumor
– “Prallelastische Konsistenz der Schilddrüse” → Hinweis auf Zyste
– “Bei der Palpation fielen knotige Veränderungen im Bereich X auf” → Hinweis auf Tumor oder autonomes Areal
– “Druckschmerzhafte Schilddrüse” → Hinweis auf Thyreoditis
– “Auskultatorisches Schwirren über der Schilddrüse” → Hinweis auf Hyperthyreose
– “Inspiratorischer Stridor bei vergrößerter Schilddrüse” → Hinweis auf Struma WHO Grad III
Untersuchung der Halswirbelsäule
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/icon_hws.png)
Erst aktiv und anschließend vorsichtig passiv testen: Inklination, Reklination, Rotation und Seitneigung
– Eingeschränkt: z. B. bei Bandscheibenvorfall, Meningitis*, rheumatische Erkrankungen
* Meningismus bezeichnet eine schmerzhafte Nackensteifigkeit. Sie ist ein klinischer Hinweis auf eine Reizung der Hirnhäute, z.B. bei Meningitis. Die Nackensteifigkeit kann eindrücklich beobachtet werden, wenn der Kopf des*der Patient*in im Liegen kräftig passiv nach vorne geneigt wird → Beine werden reflektorisch im Hüft- und Kniegelenk gebeugt (positives Brudzinski-Zeichen)
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2023/03/HWS_Beweglichkeit_Mix-1024x576.png)
![](https://www.ukurs.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2020/03/icon_dokumentation.png)
Normalbefund
“Kein Klopf- oder Druckschmerz über der HWS. Kein Druckschmerz, keine Verhärtungen der paravertebralen Muskulatur, keine Nackensteifigkeit, Brudzinski-Zeichen negativ.”
physiologischer Bewegungsumfang
Inklination / Reklination 45° / 0° / 45°
Lateralflexion 45° / 0° / 45°
Rotation 60° / 0° / 60°
Pathologischer Befund
Palpation
– “Umschriebener Klopfschmerz in Höhe von WK X“ → Hinweis auf z.B. Bandscheibenvorfall, Tumor, Wirbelfraktur, Spondylitits
– “Diffuser Klopfschmerz über der gesamten WS“ → Hinweis auf z.B. Osteoporose
– “Stufenbildung in Höhe von WK X“ → Hinweis auf Spondylolisthese
– “Muskulärer Druckschmerz in Höhe von WK X / muskuläre Verhärtung/Myegelosen (Hartspann) in Höhe von WK X“ → Hinweis auf z.B. Fehlhaltung
Funktionsprüfung
– “Eingeschränkte passive / aktive Beweglichkeit der HWS mit folgendem Bewegungsumfang (s.o.)” → Hinweis auf z.B. Bandscheibenvorfall, Meningitis, rheumatische Erkrankungen
– “Meningismus / Nackensteifigkeit” → Hinweis auf Meningitis